Auch ich habe mich der Geschichtsvergessenheit schuldig gemacht, so wie alle, die bei der Suche nach den Rollkragenvätern schon bei Steve Jobs haltgemacht haben. Gut, so ein übermächtiger Toter überschattet schon mal den Blick weiter zurück. Aber als Augenöffner kommt der Film Black Power Mixtape gerade recht.
Der Film schneidet Dokumentationsmaterial aus den 60ern und 70ern zu einer Chronologie der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA zusammen. Nach aufgewühlten Interview- und Vortragspassagen mit Stokely Carmichael (Foto unten) oder Angela Davis (Foto oben), die den smarten revolutionären Furor der Bewegung transportieren, versteigt sich “Black Power Mixtape” in eine krude Erklärung für den Niedergang der Bewegung, die sich monokausal auf die Infiltration der schwarzen Community mit Drogen versteift.
Aber in den Doku-Aufnahmen verdichtet sich die Ästhetik der Zeit. Mittendrin: der Rollkragenpullover. Die Beatniks haben ihn vielleicht früher getragen, aber nur zum Buch, das sie aus der Bücherei gestohlen hatten. Die schwarzen Bürgerrechtler trugen ihn zum Gewehr. Auch diese Geschichte des militanten schwarzen Marxismus/Antikapitalismus darf man im Blick haben, wenn man beim Rolli bisher nur an den marktstrategischen IT-Revolutionär Steve Jobs dachte.
